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Montag, September 18, 2006

Der Wille ist da, aber die Mittel sind beschränkt

Spielbericht vom 8. Spieltag der Oberliga Nordrhein - erschienen im Solinger Tageblatt

Gute Zeiten, schlechte Zeiten - beim Oberligisten 1. FC Union Solingen geht es weiterhin auf und ab. Nach dem Hoch am vergangenen Spieltag mit dem Sieg gegen den KFC Uerdingen, folgte unter der Woche die Pokalniederlage in Kapellen und gestern eine bittere 0:2-Pleite (0:1) bei Schlusslicht GFC Düren. Durch die Ergebnisse der Konkurrenz findet sich die Union nun auf dem vorletzten Tabellenplatz wieder.

Dabei begannen die Solinger im Stadion Papiermühle in Düren absolut vielversprechend. Aggressiv und zweikampfstark übernahmen sie von Beginn an die Kontrolle über das Spielgeschehen und schnürten die defensiv orientierten Gastgeber in deren Hälfte ein. Es entwickelte sich ein handballähnliches Spiel, in dem die Gäste den Ball rund um den Strafraum laufen ließen, sich aber keine zwingenden Torchancen erspielten. Stattdessen gab es nach 17 Minuten die kalte Dusche. Nach einem Eckball brachte Stevovic den Ball vors Union-Tor, wo Robert Ciolek Keeper Tim Nixdorff aus 6 Metern keine Chance ließ. Schock für die Gäste, die sich nun zunehmends noch schwerer taten. Wenn dann doch mal schnell in die Spitze gespielt wurde, rannten die beiden flinken Spitzen Osei und Kyei mehrfach ins Abseits. Die einzige nennenswerte Möglichkeit vor der Pause hatte Erkan Ari, doch nach schönem Zuspiel von Enrico Kowski kam der Spielmacher der Union nicht mehr richtig an den Ball (32.).

Im zweiten Durchgang konnte man den Gästen den Willen deutlich anmerken, dass Spiel nun drehen zu wollen. Doch die Mittel blieben beschränkt. Viel ging weiterhin über Stefan Osman, der auf der linken Seite immer wieder wirbelte und der Aktivposten im Union-Spiel war. Aber genau wie seinen Kollegen fehlte auch ihm direkte Zug zum Tor. So blieben Chancen absolute Mangelware, verzweifelte Fernschuss-Versuche von Kapitän Adnan Gashi landeten jenseits des Dürener Tors (50., 62.). Auch die Umstellung von der Vierer- auf eine Dreierkette brachte keine Besserung bei der Union.

Statt dessen bekamen die Solinger 12 Minuten vor dem Abpfiff die Quittung. Aus 18 Metern zog Dürens Benjamin Thoma ab und traf ins linke untere Eck zum 2:0. Der ansonsten nahezu beschäftigungslose Torwart Tim Nixdorff sah dabei alles andere als glücklich aus. In der Schlussphase hätte Tobias Lenneper beinahe sogar noch auf 3:0 erhöht, traf aber nur die Latte.

Trainer Harald Becker war restlos bedient und kündigte schon einmal Konsequenzen an: "Bisher haben wir uns immer vor die Spieler gestellt. Aber in den kommenden Wochen werden sie jetzt mal die harte Hand zu spüren bekommen." Scheinbar kommen schwierige Zeiten auf die Kicker der Union zu.

Freitag, September 15, 2006

In Trikots von Poldi und Schweini

erschienen im Remscheider Generalanzeiger
Fußball ist und bleibt die Sportart Nummer eins in Deutschland. Dies belegen auch die vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Zahlen, nachdem der Mitglieder-Boom weiter anhält. Mittlerweile sind 25.805 Vereine dem DFB angeschlossen, Woche für Woche nehmen 171.877 Mannschaften am Spielbetrieb teil. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist Fußball so attraktiv wie nie zuvor.

Nach der neuesten Mitgliederstatistik jagen 2.127.189 Jungen und Mädchen dem runden Leder hinterher.

Diesen Trend dürfte die Weltmeisterschaft im Juni/Juli kaum verlangsamt haben. Wer erinnert sich nicht an diese tollen vier Wochen? Was war das für ein Turnier. Was für eine Euphorie. Doch was bleibt nach alledem? Wie hat sich das überraschend gute Abschneiden der Deutschen Mannschaft ausgewirkt? Wir haben uns bei den Vereinen im Bergischen einmal umgehört.

"Wir hatten schon mit einen Zulauf gerechnet", berichtete Gerd Kirchhoff, Jugendleiter des FC Klausen, "doch leider war davon wenig zu spüren." Dabei können die Klausener in jeder Mannschaft neue Spieler bestens gebrauchen. "Vor allem bei den B- und A-Jugendteams haben wir großen Bedarf."

Herbert Weichert, Vorsitzender und Obmann von TuRa Pohlhausen, konnte ebenfalls keinen außergewöhnlichen Zulauf verzeichnen: "Bei uns war kein Boom wie Ende der 80er-Jahre im Tennissport erkennbar." Dennoch konnte man am Sportplatz schon etwas von WM-Euphorie spüren: "Plötzlich kamen viele in Trikots von Schweini und Poldi zum Training", erinnerte sich Weichert.

Gar kein Mitglieder-Boom durch die WM im Kreis 14? Doch! "Bei uns gab es innerhalb von ein paar Wochen einen enormen Zulauf", berichtete Dieter Göttert, 1. Vorsitzender vom SSV Bergisch Born. Im Laufe des Sommers meldeten sich plötzlich 26 neue F-Jugendliche und 7 bis 8 C-Jugendliche an. Auch dank des Interesses der Eltern und der neuen Trainer konnte der SSV zwei neue F-Jugendteams melden. "Es ist schon sehr erfreulich, dass die WM so einen Impuls gegeben hat", so Göttert.

Etwas verhaltener lief es beim FC Hückeswagen ab. Aber auch dort freute sich der 1. Vorsitzende Frank Jeschke über die WM-Euphorie: "Bei unserem extra angebotenen Sommertraining waren immer bis zu 30 Kids. Die meisten davon in Deutschland-Trikots." Daraus resultierte dann auch ein Mitgliederzuwachs. Pro Team sind zwei bis vier neue Kinder dazu gekommen", wusste Jeschke. An der Kuno-Hendrichs-Anlage in Hilgen wirkte sich der bemerkenswerte Auftritt der Deutschen Mannschaft ebenfalls positiv aus.

"Unsere Jugendleiter Michael Handtke und Ralf Okwen vermeldeten einen unmittelbaren Zulauf nach der WM", so Abteilungsleiter Klaus Nierhoff. Doch das sorgte nicht nur für Freude. "Als Verein sind wir ja auch in den Kapazitäten begrenzt", verdeutlichte Nierhoff, "uns fehlen dann vor allem die Trainer." Daher wünschte sich der Abteilungsleiter der Hilgener ein besseres Verhältnis zum DFB: "Die sollten auch mal an die kleinen Vereine denken und zum Beispiel kostenlose Lehrgänge anbieten."

Erinnerungen wurden geweckt

erschienen im Remscheider Generalanzeiger
Die Welt ist scheinbar immer noch zu Gast bei Freunden. Oder zumindest schon wieder. Denn rund um das Platzierungsspiel der "WM der Menschen mit Behinderung" zwischen Portugal und Polen spürte man im Wermelskirchener Eifgen wieder diese tolle Atmosphäre.

WM Länderspiel Polen gegen Portugal Deutschland-Flaggen an den Autos, mit aufgemalten Emblemen verzierte Wangen - sehr viel erinnerte wirklich an diesen Ausnahmezustand bei der FIFA-WM im vergangenen Juni und Juli. Dass es gestern "nur" um Platz 9 bei der "WM der Menschen mit Behinderung" ging, störte dabei niemanden. "Meine Kinder waren einfach begeistert", freute sich beispielsweise Lehrerin Angelika Brocker, die mit ihrer 2 C der Montanusschule in Burscheid zum Spiel gekommen war.

In der Tat kamen alle knapp 3000 Besucher auf ihre Kosten. Allen voran aber die Kids. Während des Spiels unterstützten sie beide Teams mit Sprechchören, nach dem Abpfiff stürmten sie den Rasen und jagten nach Autogrammen und Souvenirs. Die Spieler genossen den Ansturm, unterschrieben bereitwillig auf T-Shirts und Heften, und Portugals Chefcoach Luis Fontinua tauschte sogar sein Shirt mit einem der Kinder. "Er hat mich drum gebeten, warum also nicht", erklärte der portugiesische Trainer.

Den neunten Platz sicherten sich die Polen, die nach je zwei Toren von Rafael Mordon und Marek Prosowski verdient mit 4:0 (1:0) gewannen. Ganz zur Freude von Gerard Stais, der zusammen mit seinem 8-jährigen Sohn Kamil in einem polnischen Trikot dabei war. "Ich bin begeistert", jubelte der Burscheider.

Ein ganz besonderes Erlebnis war es auch für Schiedsrichter André Berger. "Ich habe mich unheimlich darüber gefreut, in meiner Heimatstadt so ein Spiel leiten zu dürfen", strahlte der gebürtige Wermelskirchener. "Problemlos" sei es gewesen, so Berger, der sich schon etwas anders auf dieses Spiel eingestellt hatte. "Ich habe versucht, noch mehr als sonst mit den Spielern zu reden", erzählte der Unparteiische, der sonst in der Oberliga pfeift.

Voller Glücksgefühle war auch Jürgen Löhmer, 1. Vorsitzender der Lebenshilfe und Mitorganisator der Veranstaltung. Er hatte dafür gekämpft, dass ein Spiel dieser WM im Eifgen ausgetragen wird: "Wir alle waren Zeuge eines fröhlichen Festes, einer tollen Stimmung und eines bemerkenswerten Miteinanders."

Montag, September 11, 2006

Ernüchterung statt Idylle

Bericht vom 5. Spieltag der Fußball-Landesliga - erschienen im RGA
Es hätte ein so schöner Nachmittag werden können. Auf dem idyllisch gelegenen Kunstrasenplatz der SSVg. Heiligenhaus wollte der FC Remscheid bei traumhaft sommerlichen Bedingungen den Schwung vom 5:0-Kantersieg gegen Hilden mitnehmen und mit einem Sieg am Spitzenduo Radevormwald/Hilgen dranbleiben.

Aus dem Vorhaben wurde aber überhaupt nichts. Nach größtenteils schwacher Leistung mussten sich Trainer Lothar Steinhauer und seine Mannen mit einem 1:1 (0:0) begnügen."Das war viel zu wenig, um oben dran zu bleiben", ärgerte sich Steinhauer anschließend, "ich bin absolut enttäuscht."

Auf der Suche nach Erklärungen wies der Trainer auf die Trainingsbeteiligung hin. "Es kann nicht sein, dass einige der Stammspieler aus beruflichen Gründen nur in einer von fünf Wochen trainieren können. So kann es nicht weitergehen." In der Tat war beispielsweise der Auftritt von Emin Akgün, der unter der Woche an gar keiner Einheit teilnehmen konnte, absolut schwach.

"Ein Totalausfall", so Steinhauer über seinen Stürmer. Dessen Partner im Angriff, Alit Osmani, blieb ebenfalls komplett blass und konnte nicht mal annähernd an seinen Dreierpack aus der Vorwoche anknüpfen.

Für Gefahr vor dem Tor der Gastgeber sorgte einzig Mario Kraft. Kein Wunder dass es auch der Neuzugang vom TSV Ronsdorf war, der den FCR kurz nach dem Seitenwechsel in Führung brachte. Nach einer Freistoß-Hereingabe von Daniel Weinheimer nutzte Kraft das Durcheinander im Strafraum und schob ein (48.).

Da sah die Welt gut aus im idyllischen Heiligenhaus. Plötzlich war die ganz schwache Anfangsphase der Gastgeber vergessen. 30 Minuten lang schlief der gesamte FCR, kam gar nicht in die Zweikämpfe und hatte Glück, nicht frühzeitig in Rückstand zu geraten.

"Da war bei uns allen irgendwie tote Hose", wunderte sich auch Kapitän Tuncay Kurmali. Vor der Pause erhöhten sie aber schon den Druck und wären beinahe durch Mario Kraft - wen sonst - in Führung gegangen. Doch SSVg.-Keeper Mark Meijer parierte seinen Schuss aus 4 Metern glänzend (37.).

Nach der Führung stellten die Remscheider aber den Spielbetrieb wieder ein, überließen dem Gastgeber komplett das Heft des Handelns und bekamen durch Hidayet Aydogans Kopfballtreffer die Quittung (60.). Die Idylle war damit endgültig dahin.

FCR: C. Steinhauer, Hosnjak, Weinheimer, Ta. Kurmali, Man. Kraft, Tu. Kurmali, Cebula, Grolewski, Mar. Kraft, Akgün (71. Maxellon), Osmani (71. Cakolli).

Traumstart der TSG Solingen

Bericht vom 1. Spieltag der Volleyballregionalliga - erschienen im Solinger Tageblatt
Viel besser kann man als Aufsteiger wohl kaum in eine neue Saison starten. Neu-Regionalligist TSG Solingen siegt zum Auftakt glatt mit 3:0 (25:19, 25:21, 25:22) beim SV Bayer Wuppertal II, ruft dabei aber noch nicht einmal sein gesamtes Potenzial ab.
„Wir können es noch besser“, versicherte Zuspieler Ralf Jockisch, der diesmal zu einer spielentscheidenen Figur avancierte. Der sonstige Ersatz von Daniel Reitemeyer musste Mitte des dritten Satzes für den sich an der Schulter verletzten Kapitän aufs Feld. Dort hatte er dann großen Anteil daran, dass die Partie nicht kippte. Denn Wuppertal war drauf und dran das Spiel zu drehen. 13:20 lag die TSG im dritten Durchgang hinten, alles sah nach einer Wende aus. Doch mit der Einwechslung von Jockisch bekam das Spiel der Solinger plötzlich einen neuen Impuls. „Ich hatte zweieinhalb Sätze Zeit, mir von draussen Gedanken zu machen was wir noch besser machen könnten“, so Jockisch. Sehr präzise und äusserst variabel setzte er die Angreifer in der Folge ein und stellte so die Verteidigung von Bayer vor unlösbare Probleme. Sein Team kam immer mehr heran, glich zum 22:22 aus, und nutze den Lauf zum 25:22.
Der Jubel war groß, die Spieler hüpften und sangen im Kreis, doch einer blieb gewohnt gelassen. „Ich wusste, dass die Mannschaft das drauf hat“, freute sich Manager Michael Linder auf seine besonnene Art, „unsere körperliche Überlegenheit hat mal wieder den Ausschlag gegeben.“ Deutlich zu erkennen war dies in den ersten beiden Sätzen. Da zeigte vor allem Neuzugang Sebastian Hink, der als einziger der fünf Neuen in der Startformation stand, wie wertvoll er sein kann. Der 2,02-M-lange Hüne präsentierte sich in starker Form und wusste immer wieder zu punkten. Glänzend aufgelegt war auch Marc Piskun. Mit seinen druckvollen Sprungangaben sorgte der Mittelblocker immer wieder für Gefahr.
Ganz zur Freude von Trainer Jewgenij Gorsanovs, der ähnlich wie Manager Linder nicht so wirklich überrascht schien, angesichts des souveränen Auftritts: „Wir konnten in den letzten Wochen mit alle Mann trainieren. Das zahlt sich schon aus. Die individuelle Klasse haben wir sowieso.“ Ein besonderes Lob gab es für Sebastian Czpakowski, Sebastian Hink („Die waren heute sehr gut“) und natürlich für Ralf Jockisch: „Er hat sich super präsentiert.“

Montag, September 04, 2006

Hilgen marschiert weiter

Bericht vom vierten Spieltag der Fußball-Landesliga - erschienen im RGA
Der Höhenflug hält an, es darf weiter geträumt werden. Die TG Hilgen schlägt den SV Kupferdreh glatt mit 3:0 (1:0), thront nach Rades Patzer nun an der Tabellenspitze und freut sich schon jetzt auf das Spitzenspiel am kommenden Sonntag beim Verfolger auf dem Kollenberg. Es läuft zur Zeit einfach alles glatt in Hilgen.

Beispiel Nummer eins: Die Mannschaft spielt beängstigend souverän und erfolgreich. Wie schon letzte Woche in Wermelskirchen war es keine fußballerisch berauschende Leistung der Hilgener, aber über den Kampf erarbeiteten sie sich die nötigen Vorteile.

Beispiel Nummer zwei:

Das Trainergespann Keppler/Zelaskowska darf sich über einen großen und ausgeglichenen Kader freuen, der selbst wichtige Ausfälle kompensieren kann. Gegen Kupferdreh musste Matthäus Harensa kurzfristig passen, dem Spiel der Hilgener war dies aber überhaupt nicht anzumerken.

Beispiel Nummer 3:

Die Transferpolitik scheint voll zu passen. Jüngstes Beispiel: Mustapha Ijfiri. Erst am Donnerstag verpflichtet, bereitete sich der Marokkaner gegen Kupferdreh selbst einen Traumeinstand. Nach schönem Solo traf er in der Nachspielzeit zum 3:0-Endstand. "Besser kann es natürlich nicht laufen", freute sich ein strahlender Mustapha Ijfiri.

Ein weiterer Grund für den Höhenflug der Hilgener ist das Defensivverhalten. Gegen Kupferdreh gab es wieder kein Gegentor, zum dritten Mal im vierten Spiel. Großen Anteil daran hat vor allem Stefan Zabka. Der Schlussmann der Hilgener strahlt eine unheimliche Ruhe aus und sorgt so für Freude beim Trainer. "Stefan spielt bisher eine Supersaison", so Jürgen Keppler.

Hinten steht die null, und vorne trifft auch Marcus Banken wieder. Der Kapitän brachte sein Team nach sechs Minuten in Führung, als er einen Freistoß von Björn Nierhoff volley ins Netz drosch. Nicht weniger schön war das 2:0 von Christoph Böhler (50.).

Nach feinem Pass von Angelos Sakarelis fackelte Böhler nicht lange und knallte den Ball unter die Latte. "Wir haben verdammt viel Selbstvertrauen. Daher hab ich gedacht, den haust du einfach drauf", so der Torschütze, der zum Thema Höhenflug seine eigene Meinung hat: "Wir bleiben auf dem Teppich."

TGH: Zabka, Laumann, K. Fischer, L. Harensa, Nierhoff (46. Marx), Wallat, A. Sakarelis, Böhler, C. Fischer, Cam (76. Ijfiri), Banken (83. Jakesevic).