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Samstag, Juni 17, 2006

Intim mit Ronaldinho

Erschienen im Solinger Tageblatt und Remscheider Generalanzeiger

Die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land – für die meisten Fußballlfans eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Wer live dabei sein wollte brauchte entweder gute Kontakte oder jede Menge Glück und Geduld. Dr. Jens Kleinefeld, in Remscheid wohnender ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes bei der Solinger Feuerwehr und Anästhesist im Solinger Klinikum, benötigte von alledem nur bedingt etwas. Als offizieller Dopingcontrolleur der FIFA erlebt der 42-Jährige die WM nicht nur live, sondern hautnah und verbringt mit den größten Fußballern der Welt ein paar ganz intime Momente.
Über drei Jahre ist es her, da stand Kleinefeld RGA-Sportchef Andreas Dach zum Interview bereit und berichtete über seine damalige Tätigkeit. Die beschränkte sich zu der Zeit einzig auf den DfB, für den er Dopingkontrollen in den drei höchsten Deutschen Fußball-Ligen regelmäßig durchführte. In der Zwischenzeit hat sich sein Aufgabenbereich deutlich vergrößert.
Bei bis zu 12 Teams wird Kleinefeld während der WM in sowohl im Training, als auch nach den diversen Spielen Dopingkontrollen durchführen. Er übernachtet im gleichen Hotel, frühstückt zusammen mit den Spielern, und führt dann und wann Kontrollen durch. Bei welchen Mannschaften dies geschieht, muss streng geheim gehalten werden: „Die Regularien sind äusserst genau einzuhalten. Da unterliege ich einer gewissen Schweigepflicht", erzählt der gebürtige Düsseldorfer. Zu viel steht auf dem Spiel, klar dass man jegliche Manipulationsmöglichkeiten zu verhindern versucht.
Dennoch steht fest: Kleinfeld wird die ganz Großen diese WM im Doping-Kontrollraum begrüßen dürfen. Für Schweißausbrüche oder Nervosität sorgt dies aber kaum bei ihm: „Dafür bin ich schon zu lange dabei und hab eigentlich schon jeden einmal kennengelernt", erzählt er völlig unaufgeregt. So kommen Erinnerungen hoch an Stars der Vergangenheit, wie Pelé und Beckenbauer, denen er schon einmal die Hand schütteln durfte. Oder auch an die der Gegenwart. „Ronaldinho ist nicht nur einer der besten, sondern auch der nettesten Fußballer. Der hat überhaupt keine Allüren", so Kleinfeld. Und auch von Zidane, Beckham, Figo oder Eto'o weiß er Geschichten zu erzählen. Man kennt sich halt... Natürlich passieren dabei auch kuriose Geschichten. Dass einer mal etwas länger braucht, kommt öfter vor. „Aber einmal, nach einem Zweitligaspiel in Ahlen, dauerte es sechs Stunden. Da haben wir echt alles versucht...", erinnert sich Kleinfeld. Zwar nicht unbedingt lang, dafür aber um so amüsanter sind die Treffen mit Lukas Podolski. Unfreiwillig wurde Kleinefeld letzte Saison Zeuge der internen Dispute zwischen Podolski und seinem damaligen Trainer Uwe Rapolder. „Da hab ich Tränen gelacht. Mit dem Poldi ist es aber auch immer lustig."
Geschichten aus dem Nähkästchen - auch bei der WM wird Jens Kleinefeld wieder einiges erleben. Live, hautnah, und exclusiv. Momente, um die ihn jeder Fußballfan beneiden wird.

Extra-Info: Vor 12 Jahren begann Jens Kleinefeld für den DFB Dopingkontrollen durchzuführen. In der Bundesliga, der 2. Liga, aber auch in der Regionalliga oder der Junioren-Bundesliga. Zuvor wurde er vom Deutschen Schwimm- und Kanuverband eingesetzt. Seit vier Jahren ist er auch für die Uefa bei Champions-League- und Uefa-Cup-Spielen im Einsatz. Beim Confederationscup im letzten Jahr arbeitete er auch erstmals für die FIFA.